Starke Frauen Anja Wilsnisschule Holzland

Starke Frauen Teil 7: Anja – und die Wildnisschule

Zurück zu den Wurzeln und als Wildnispädagoge neu anfangen. In diesem Beitrag über starke Frauen möchte ich dir Anja vorstellen, die gemeinsam mit ihrem Mann eine Wildnisschule gegründet hat und nun ihren Traum von einem naturnahen und ursprünglichen Leben in die Tat umgesetzt hat.

Immer mehr Menschen wünschen sich eine Leben wieder zurück zu unseren Wurzeln. Mehr in der Natur und raus aus dem Großstadtlärm. Gerade im Wald gibt es so viele Dinge zu entdecken, doch oftmals wissen wir gar nicht mehr wie wir uns im Leben draußen zurecht finden sollen.

Um genau diese, über Jahrhunderte hinweg überlieferten Fähigkeiten und Fertigkeiten wieder zu erlernen, hat Anja gemeinsam mit ihrem Mann Toralf die Wildnisschule Holzland gegründet. Sie lebt damit ihren Traum von einem naturnahen und ursprünglichen Leben und hat damit ihre Leidenschaft für Wildkräuter und Pflanzen zu ihrem Job gemacht.

WER BIST DU, WIE VIELE KINDER HAST DU UND WIE HAST DU DICH SELBER IN DEINEM JETZIGEN ALTER GESEHEN BEVOR DU KINDER HATTEST?

Ich bin Anja, Jahrgang 1981. Mit meinen 4 Kindern im Alter von 5, 9, 11 und 17 Jahren, meinem Mann Toralf und unseren zwei Hunden lebe ich in einem kleinen Dorf namens Weißbach, genau zwischen Jena und Gera. Und ganz ehrlich: bevor ich meinen ältesten Sohn bekam habe ich mich gar nicht mehr jenseits der 30 gesehen. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, wie und wo das Leben dann sein soll.

WAS IST DEINE LEIDENSCHAFT MIT DER DU DEINE UNABHÄNGIGKEIT ERREICHT HAST ODER ERREICHEN MÖCHTEST?

Aus meiner Jugendkrise heraus und mit dem Willen für meinen Sohn ein schönes Leben zu schaffen, bin ich zur Wildnispädagogik nach Tom Brown jr. gekommen.

Ich war schon immer gern in der Natur und auch als Kind viel mit meinem Vater wandernd um Jena herum unterwegs. In der Zeit, in der es mir nicht so gut ging, zog es mich erst recht in die Natur. Ganze Tage verbrachte ich mit meinem Sohn im Wald, wir erforschten die Tier- und Pflanzenwelt, suchten Spuren oder saßen einfach nur unter den Bäumen. Das war eine wunderbare Zeit. Von Kindesbeinen an wollte ich Erzieherin werden, wie meine Mama. Und in dieser wunderbaren Draußenzeit mit meinem Sohn entstand der dringende Wunsch als Erzieherin im Naturbereich tätig zu sein.

Über einen Erzieherkollegen kam ich auf die Wildnispädagogik und absolvierte erste Kurse. Es war extrem spannend, dieses Leben in und mit der Natur! Und neben dem Wissen, dass ich mir aneignete, passierten noch andere Dinge. Ich wurde auf viele Themen aus meiner Vergangenheit gestoßen und bekam Methoden an die Hand, wie ich mit ihnen umgehen und sie aufarbeiten kann. Im Jahr 2004 absolvierte ich dann die 1 jährige Weiterbildung zur Natur- und Wildnispädagogin. Mir ging es viel besser und ich genoss das Leben mit meinem Sohn. Und ich wollte meine Erfahrungen mit der Wildnispädagogik gern weitergeben. An Kinder und Erwachsene.

Anja Wildnisschule

Im Jahr 2006 lernte ich dann meinen Mann Toralf kennen und zog aus Thüringen weg nach Bayern. Er ließ sich von meiner Faszination von Natur anstecken und lernte mit mir zusammen weiter. Im Jahr 2011 kündigte er seinen Job, wir gründeten die Waldmärchen Natur- und Wildnisschule (heute Wildnisschule Holzland) und zogen mit unseren zu diesem Zeitpunkt drei Kindern zurück nach Thüringen auf unseren Hof mit angeschlossenem Camp ins schöne Weißbach.

Die Wildnisschulangebote sollen Menschen jeden Alters wieder zurück zur Natur bringen, ihnen die Möglichkeit geben Naturverbindung aufzubauen. Es gibt reine Kinderangebote, wie die Waldläuferbande Jena und auch Familienangebote, bei denen das Thema Clanleben eine hohe Priorität hat. Zukünftig möchten wir unsere Inhalte auch in Form einer Onlinebegleitung für Erwachsene und Familien anbieten.

WIE GELINGT ES DIR DEN ALLTAG MIT ARBEIT UND KINDERN ZU ORGANISIEREN?

Ja, das ist das große Thema, bei dem ich immer noch keine wirklich zufriedenstellende Lösung gefunden habe. Wir sind beruflich reisend, das heißt wir sind zum Arbeiten viel unterwegs, da wir für Kollegen in anderen Wildnisschulen im In- und Ausland und als Natur- und Reisefotografen arbeiten. Da wir nicht von unseren Kindern getrennt sein möchten, begleiten sie uns auf unseren Touren.

Dafür hat Toralf für die Familie einen Mercedes 507D Transporter zum Wohnmobil umgebaut. Das ist auf der einen Seite wunderschön: wir verbringen viel Zeit mit unseren Kindern. Andererseits ist das Arbeiten teilweise sehr schwierig, wenn immer alle dabei sind. Wir haben schon verschiedene Strukturen getestet. Das Einfachste ist, wenn wir im Bereich Naturprogramme für Kinder arbeiten. Dann sind unsere Kids einfach mit dabei. Das klappt wunderbar! Bei der anstehenden Büroarbeit oder der Fotografie wird es schwieriger.

Hier müssen wir uns mit der Kinderbetreuung abwechseln, damit der jeweils andere arbeiten kann. Das führt öfter zu Konflikten. Zum Beispiel weil die Jüngste unbedingt Mama braucht oder weil wir ja auch mal eine Pause von Arbeit und Kindern bräuchten. Also wie gesagt haben wir da noch nicht das Optimum gefunden. Gut läuft es, wenn andere Kinder zum Spielen da sind, was aber leider nicht immer gegeben ist.

Anja Wildnisschule

WIE ERMÖGLICHT IHR EUCH LÄNGERES REISEN GEMEINSAM ALS FAMILIE?

Dadurch, dass wir mit unserem Bus reisen und das Unterwegssein oft mit Aufträgen gekoppelt ist, ist die Reisezeit für uns nicht teurer, als die Zeit Daheim. Gerade im Winter fotografieren wir unterwegs und bereiten die neue Wildnisschulsaison vor.

Anja Wildnisschule

WANN IST DIR KLAR GEWORDEN, DASS DU NICHT DEN WEG DER BREITEN MASSE GEHEN MÖCHTEST?

Das war mir bereits in meiner Jugend klar! Nach der Grundschule versuchte ich, mich anzupassen und so zu sein, wie die anderen, aber es war eine unglaubliche Kraftanstrengung, ohne dass es mir tatsächlich gelang. In meiner Jugend ging ich dann bewusst einen anderen Weg und lebte eine Zeit lang als Punk auf der Straße. Ich hatte einfach andere Bedürfnisse, als die breite Masse. Ich wollte nicht Shoppen und Konsumieren und jeden Tag den gleichen Trott. Ich war auf der Suche nach Gemeinschaft. Auf dem Weg, den ich damals einschlug fand ich sie nicht, aber das wurde mir erst später bewusst.

Als ich mit 20 Jahren meinen (sehr gewünschten) ersten Sohn bekam, wollte ich, dass er anders aufwächst, als es allgemein hin üblich war. Er sollte bedürfnisorientiert aufwachsen. Das stieß auf viel Unverständnis in meinem Umfeld, was mich damals als Alleinerziehende sehr verunsicherte. Von Toralf erhielt ich dann viel Unterstützung mit meinem „Bauchgefühl“ auch wenn vieles von dem, was ich wollte für ihn völlig neu war. Aber mit seiner Hilfe konnte ich bei allen Kindern meinem Gefühl weitestgehend folgen.

Wenn ich mir meine Entwicklung und unsere Kinder anschaue, sehe ich, dass es gut für uns ist, den Weg der Masse verlassen zu haben. Es ist nicht immer einfach, aber wir sind viel näher an uns und unseren Bedürfnissen und somit am Glück!

Anja Wildnisschule

WELCHE ALTEN GLAUBENSSÄTZE HINDERN DICH MANCHMAL UND WIE WIRST DU SIE LOS?

Meine Erziehung war stark geprägt durch die nie ausgesprochene, aber immer anwesende Frage „Was sollen die anderen von mir denken? Das hat mich lange Zeit daran gehindert weg von den Anderen auf meine Gefühle und Bedürfnisse zu schauen. Ich fühle mich auch heute noch sehr schnell für die Gefühle anderer Menschen Verantwortlich und versuche, oft unbewusst die Harmonie wieder herzustellen.

Dazu kommt, dass ich Gefühle Anderer stärker wahrnehme, als die meisten Menschen. Abgrenzung ist für mich nach wie vor ein großes Thema, auch wenn ich schon viel in diesem Bereich erreicht habe im Laufe der Jahre. Mir helfen dabei verschiedene wildnispädagogische Kurse und Methoden und die Gespräche mit Toralf, die mir meine Muster und Lösungen wieder bewusst machen.

WAS MÖCHTEST DU ANDEREN MÜTTERN, DIE VIELLEICHT AUCH GERADE AN EINEM WENDEPUNKT IN IHREM LEBEN STEHEN MIT AUF DEN WEG GEBEN?

Hör auf dein Bauchgefühl! Und habe Vertrauen! Wenn die Notwendigkeiten für Veränderung groß genug sind, werden sich Türen öffnen und Möglichkeiten ergeben! Sei offen für diese Möglichkeiten!

Anja Wildnisschule

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1 Kommentar zu „Starke Frauen Teil 7: Anja – und die Wildnisschule“

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