Reisen mit Schulpflichtigen Kindern

Reisen mit schulpflichtigen Kindern – so ist es möglich

Dauerhaft Reisen mit schulpflichtigen Kindern ist auf jeden Fall möglich. Auch wenn du in Deutschland lebst. Worauf du aber achten solltest, damit dir keine Steine in den Weg geworfen werden und wie unsere Erfahrungen als reisende Familie sind, liest du in diesem Blogpost.

Zu Beginn unserer Reisevorbereitungen war die am häufigsten gestellte Frage, wie es funktionieren kann, mit schulpflichtigen Kindern zu reisen, denn in Deutschland gilt ja bekanntlich die Schulpflicht. Je nach Bundesland müssen Kinder ab dem 6. Geburtstags mindestens 12 Jahre zur Schule gehen. Es ist also schon eine Herausforderung mit schulpflichtigen Kindern für einen längeren Zeitraum außerhalb der Ferien zu reisen. Dennoch ist es nicht unmöglich und, wenn du dich ganz klar für diesen Wunsch zu Reisen entscheidest, auf jeden Fall machbar!

Was bedeutet Schulpflicht in Deutschland?

In Deutschland gilt die allgemeine Schulpflicht. Das bedeutet, dass alle in Deutschland gemeldeten Kinder und Jugendlichen bis zu einem bestimmten Alter bzw. bis zur Beendigung einer Schullaufbahn verpflichtet sind eine Schule zu besuchen. Wer nach neun oder zehn Vollzeitschuljahren die Schule verlässt ist aber noch nicht generell von der Schulpflicht befreit, sondern es besteht weiterhin eine Teilzeitschulpflicht in Form von einer Berufsschule.

Wie sind die Regelungen in unseren europäischen Nachbarländern?

In vielen anderen europäischen Ländern gibt es, anders als in Deutschland, lediglich eine Bildungspflicht und keine allgemeine Schulpflicht. Das heißt, Heimunterricht oder Fernunterricht und somit auch Reisen sind offiziell möglich. Hierunter fallen Dänemark, Österreich, Finnland, das Vereinigte Königreich und Norwegen. In diesen Ländern sind die Eltern nicht verpflichtet ihre Kinder in die Schule beziehungsweise in ein Schulgebäude zu schicken. Sie haben jedoch für eine entsprechende Bildung zu sorgen.

Dabei orientieren sich die Bildungsinhalte in den jeweiligen Ländern unterschiedlich stark an einem vorgegebenen Lehrplan. In den meisten Ländern der Welt sind Homeschooling oder Freilernen legal und oft sogar üblich.

Wo es formal noch “Schulpflicht” gibt, zum Beispiel in Spanien oder Griechenland, wird sie sehr großzügig im Sinne der Kinder und der Freiheit der Bildung gehandhabt.

Diese Länder üben also unterschiedliche Modelle der Kontrolle von Homeschooling aus. Österreich überprüft zum Beispiel jährlich mit einem Test den Wissensstand.

Welche Möglichkeiten gibt es, trotz Schulpflicht zu reisen?

Dauerhaft oder über einen längeren Zeitraum Reisen mit schulpflichtigen Kindern ist aber trotz der strengen Schulpflicht in Deutschland, je nachdem in welchem Bundesland du lebst, nicht grundsätzlich ausgeschlossen.

Hier kann ich Dir raten das Schulgesetz deines Bundeslandes zu studieren und dies als Grundlage für deine weiter Vorgehensweise zu nehmen. Außerdem kommt es auch immer auf deine Ausgangssituation und dein Vorhaben an.

Hast du noch eine Wohnung in Deutschland und möchtest eine Auszeit für 1 oder zwei Jahre und um die Welt Reise? Oder hast du vielleicht bereits deinen Haushalt aufgelöst und gar keine feste Wohnung mehr in Deutschland?

Freistellung

Ist dein Kind bereits eingeschult, kannst du versuchen bei der Schule eine Befreiung für einen bestimmten Zeitraum zu bewirken. Am besten gehst du ganz offen auf Lehrer und Schulleitung zu und schilderst dein Vorhaben einer längeren Reise. Bereite dich auf diese Gespräche unbedingt gut vor. Was du aber nicht haben brauchst ist Angst. Lehrer und Schulleiter sind auch nur Menschen, welche am Ende ihren Job erfüllen wollen oder müssen und natürlich nicht mit den gegeben Gesetzen in Konflikt geraten möchten.

Gut ist es immer, eine Idee zu haben, wie die Bildung deines Kindes auf Reisen sicher gestellt wird. Viele Reisefamilien haben es mit offenen und direkten Gesprächen geschafft, eine Schulbefreiung für 1 oder 2 Jahre zu erwirken.

Status “beruflich reisend”

Möchtest du das Reisen mit deinem Beruf verbinden, weil du beispielsweise über verschiedene Destinationen schreibst oder im Bereich Reisefotografie tätig bist, kannst du auch den Status “beruflich reisend” erhaltend.

Das macht Sinn, wenn man nicht für ein Jahr oder länger unterwegs sein möchte, sondern vielleicht nur einige Monate unterwegs ist und sich zwischenzeitlich auch wieder in Deutschland aufhält.

Hier muss das Kind an der sogenannten Stammschule in Deutschland eingeschult werden und dann unterwegs ein Schultagebuch führen.

Abmeldung

Eine weitere Möglichkeit ist die Abmeldung aus Deutschland. Bist du nicht mehr in Deutschland gemeldet, ist dein Kind auch nicht mehr in Deutschland schulpflichtig. Je nachdem, in welchem Land du dich anmeldest, unterliegst du aber eventuelle dort dann der Schul- bzw. Bildungspflicht.

Hältst du dich in keinem Land mehr als die jeweils melderechtlich festgelegte Tage auf (in Deutschland sind das bis zu 3 Monate) kannst du auch ohne festen Wohnsitz reisen. Allerdings musst du hier weitere Dinge wie zum Beispiel die Krankenversicherung, das Kindergeld und andere Sozialleistungen überdenken.

Was ist nach der Reise?

Dein Kind kann jederzeit wieder ins deutsche Schulsystem zurück. Die Schule ist dafür zuständig, festzustellen in welcher Klassenstufe das Kind eingeordnet wird. Auch für Kinder, die nie eine Schule besucht haben, ist die Zukunft natürlich nicht verbaut. Denn es gibt die Möglichkeit einen Schulabschluss auch durch eine externe Prüfung zu erreichen.

Unter dem Begriff “Externenprüfung” bezeichnet man die Möglichkeit, dass sich der Prüfling für den Abschluss der Mittleren Reife anmeldet, wobei er im Vorfeld keine Regelschule besucht haben muss. Mit dem Abitur läuft es genauso.

Wie kannst du mit Reaktionen aus deinem Umfeld umgehen?

Vielleicht wird in deinem sozialen Umfeld nicht jeder so begeistert sein von deinen Reiseplänen wie du. Ich kenne solche Reaktionen nur zu gut und hatte mir, da wir bereits kindergartenfrei gelebt haben, schon ein dickes Fell zugelegt, was unqualifizierte Kommentare betrifft.

Am Ende handelt es sich aber um DEINE Kinder und DEIN Leben. Und nur du kannst wirklich wissen, was gerade für euch als Familie gut ist und was nicht.

Die pauschalisierte Meinung, dass Kinder nur in der Schule lernen können ist oft behaftet mit alten Glaubenssätzen und Ängsten Anderer. Lass diese Ängste nicht auf dich übertragen und vertraue auf dein Bauchgefühl.

Die Vernetzung mit anderen Familien, die einen ähnlichen Lebensstil führen, finde ich total wichtig. Auch hier ist wieder der Gedanke hilfreich, dass es in anderen europäischen Ländern völlig legal möglich ist mit Kindern im Schulalter zu reisen und die Sache daher gar nicht so grundlegend falsch sein kann.

Unser Fazit zum Reisen mit schulpflichtigen Kindern

Reisen mit schulpflichtigen Kindern ist auf jeden Fall möglich. Wir haben auf unsere Reise inzwischen sehr viele reisende Familien mit Kindern im schulpflichtigen Alter getroffen.

Jede Familie bringt ihre ganze eigenen Voraussetzungen mit. Einige haben noch eine Wohnung in Deutschland und Andere haben ihre Zelte dort komplett abgebrochen. Aber alle haben eine Gemeinsamkeit: die bewusste Entscheidung für das Reisen als Familie.

Ich denke, genau das ist der Grundstein. Wenn du diese Entscheidung einmal getroffen hast, finden sich auch Wege was die Umsetzung betrifft.

Schulplicht

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2 Kommentare zu „Reisen mit schulpflichtigen Kindern – so ist es möglich“

  1. Liebe Julia,
    ein toller Beitrag :)
    Wir planen in 2-3 Jahren aufzubrechen und als Familie zu reisen.
    Aktuell beginnen wir bereits zu planen, mit welchem Mobil und ob wir unserer Arbeit weiter nachgehen könnten (ich arbeite bereits heut ausschließlich mobil).
    Natürlich überlegen wir uns auch, wie wir die Bildung meines Sohnes aufbauen. Ich werde dir auf Instragram folgen. Es interessiert mich sehr, an euren Erfahrungen teilzuhaben.
    Liebe Grüße
    Lisa

  2. Hallo Julia ,
    ich finde den Blog Reisen mit schulpflichtigen Kindern beeindruckenden und sehr mutig. Da mir auch von Zeit zu Zeit der Alltagstrott auf den Keks geht und ich versuche in den Ferien meinen Kindern Ferien zu geben und Erholung, was nicht immer gelingt.
    Das wäre auch was für mich oder meinen Mann. Mal ausprobieren, nur leider fehlt mir bis jetzt leider etwas der Mut und das passende Rückrad. Da mir als Kind immer gesagt wurde von den Omas, du bist nichts und du wirst nichts werden und ich das sehr sehr sehr lange geglaubt habe. (Ich konnte als Kind nie nein sagen, war auch nicht gerade dünn und hab mich nie benommen wie ein Mädchen, schminken- Kleider etc.). Hätte ich eine emotionale Schutzmauer umgebaut. Ich hatte auch immer Probleme mit Komplimente. Bis ich mein Mann traf.
    Kurz um, ich versuche für meine Kinder der Fels und der Anker zu sein, in der schnellen Welt.
    Ich finde trotzdem es klasse macht weiter so.

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