Gerade bei Röcken und Kleidern sind Taschen leider oft Mangelware. Das hat ganz einfach den Grund, dass aufgesetzte Taschen optisch nicht zu jedem Kleidungsstück passen. Da kommt die unauffällige Nahttasche doch genau richtig. Egal, ob du die Taschen in ein noch bevorstehendes Projekt einarbeiten möchtest oder an einem schon fertigen Kleidungsstück. Nahttaschen sind definitiv die ideale Lösung, wenn du ein Stoffmuster nicht mit einer aufgenähten Tasche unterbrechen möchtest. Ich zeige dir hier wie es ganz einfach geht.
Warum Nahttaschen?
Fragst du dich auch manchmal, warum bei manchen Designs bzw. Schnittmustern irgendwie die Taschen fehlen? Hier ist es oft der Zwiespalt zwischen Stil und Funktion. Auf der einen Seite sind schlichte, durchgehende Looks grade bei Kleidern wunderschön und sehr beliebt, da würden aufgesetzte Taschen nur stören. Sie würden das Stoffmuster unterbrechen und auch das schlichte Erscheinungsbild verändern. Auf der anderen Seite sind Taschen doch so praktisch und ganz ehrlich, wer wünscht sich nicht manchmal Taschen um Kleinigkeiten einfach schnell zu verstauen. Das heißt also Taschen „ja“, aber bitte so unauffällig wie möglich.
Wenn es dir auch so geht, dann habe ich hier die perfekte Lösung für dich. Versteckte Taschen in der Seitennaht, Nahttaschen sind praktisch, unauffällig und du kannst sie grundsätzlich in jede Seitennaht einsetzen. Vielleicht bekommt so auch ein aussortiertes Kleidungsstück oder Schnittmuster wieder eine neue Chance.
Was du benötigst zum Nahttaschen nähen?
- Stoff
- Nähgarn
- Nähmaschine
- Overlock
- Bügeleisen
- Stoffklammern
- Stecknadeln
- Stift und Lineal
- Schneiderkreide oder Trickmarker
- Schneiderschere
- Pauspapier
So erstellst du den Schnitt für die Nahttasche
Am besten zeichnest du dir den Taschenbeutel direkt auf das Schnittmuster ein. Als erstes musst du die Position der Tasche festlegen. Achte darauf, dass du später am fertigen Teil bequem an die Tasche herankommst.
Zunächst legst du den oberen Punkt vom Tascheneingriff fest, dieser ist dein Ausgangspunkt. Markiere dir den Punkt als Strich an der Seitennaht des Schnittteils. Jetzt kannst du die Größe des Tascheneingriffs festlegen. Wie groß deine Tasche bzw. dein Tascheneingriff sein soll, kannst du ganz individuell gestalten. Wichtig ist nur, das deine ganze Hand gut in die Tasche passt.
Normalerweise liegt der fertige Eingriff so zwischen 13 – 16 cm. Die Form des Taschenbeutels solltest du so konstruieren, dass der Inhalt der Tasche unterhalb der Öffnung liegt. Um unschöne Beulen zu vermeiden ist es wichtig, dass der Taschenbeutel im rechten Winkel zu der Seitennaht beginnt. Dafür reicht schon eine Strecke von 0.7 – 1 cm.
Den fertigen Taschenbeutel kannst du dir mit Kopierpapier abpausen. Ob du jetzt noch die Nahtzugabe an den Taschenbeutel anstellst oder sie erst beim Zuschnitt dazu gibst, kannst du nach Belieben entscheiden. Ich finde es immer einfacher, wenn die Nahtzugaben schon im Schnittmuster eingezeichnet sind.
1cm Nahtzugabe ist für den Taschenbeutel völlig ausreichend, um sie mit der Overlockmaschine zu versäubern. Die Nahtzugabe am Tascheneingriff sollte die gleiche Breite haben wie die Nahtzugabe der Seitennaht, an die du die Tasche nähen möchtest. Idealerweise wird die Nahtzugabe des Tascheneingriffs gespiegelt. Das kannst du ganz einfach machen, in dem du das Papier an der Bruchkante umschlägst und dann die Nahtzugabe durchpaust. Das ganze jetzt noch ausschneiden und schon ist dein Schnittmuster für den Taschenbeutel fertig für den Zuschnitt.
TIP: Du kannst dir auch ganz leicht ein Schnittmuster für die Taschenbeutels selber erstellen, indem du einfach deine Hand mit gespreizten Fingern auf ein Papier auflegst (Abb.1) und die Fläche einmal mit einem Stift nachzeichnest.
Nahttasche einnähen, so wird’s genäht:
Mit dem Einsetzen von Nahttaschen kannst du nicht nur jedem Schnittmuster ein Upgrade verpassen, sondern du kannst auch ganz einfach fertige Kleidungsstücke mit Nahttaschen aufpeppen. Dazu musst du nur die Seitennaht ein Stück auftrennen und schon kannst du die Nahttasche nachträglich einsetzen.
Egal bei welchem Nähprojekt du Nahttaschen einnähen möchtest, es ist in jedem Fall ein schönes Detail das jedes Kleidungsstück wertiger wirken lässt. Der Nähvorgang ist prinzipiell immer der gleiche und gehört auch zu den einfachen Näharbeiten. Es gibt nur kleine Abweichungen in der Reihenfolge der Arbeitsschritte z.B. wann du welche Kante versäuberst oder welche Naht du zuerst schließt.
Ich zeig dir hier die, meiner Meinung nach, einfachste und sauberste Variante mit der du die Nahttaschen einnähen kannst
Schritt 1: Als erstes müssen die Taschenbeutel zugeschnitten werden. Du brauchst vier Taschenbeutel bzw. zwei Paare (Abb.2). Dafür legst du am besten den Stoff rechts auf rechts und schneidest zwei Taschenbeutel gleichzeitig zu. Wenn die Nahttaschen möglichst unauffällig sein sollen, dann verwende einen gleichfarbigen Stoff, wie dein Kleidungsstück. Du kannst aber auch einen kontrastreichen Stoff verwenden für ein hübsches Detail.
Schritt 2: Ich empfehle dir als erstes die beiden Seitennähte und auch die Taschenbeutel rundherum zu versäubern. Ob du das mit einer Overlockmaschine oder mit einem Zick-Zackstich machst ist dir überlassen.
Schritt 3: Markiere dir dann mit Schneiderkreide oder Trickmarker an Vorder- und Rückenteil die Höhe der Tasche und lege jeweils ein Teil der Taschenbeutel rechts auf rechts anhand dieser Markierungen auf das Vorderteil deines Kleidungsstückes. Den Taschenbeutel nähst du jetzt mit einer Breite von ca. 8 mm fest, ohne dabei die Nahtzugaben des Taschenbeutels mitzunähen (Abb.3)
Du beginnst also 1 cm von der oberen Schnittkante des Taschenbeutels und stoppst auch 1 cm vor der unteren Schnittkante des Taschenbeutels. Anfang und Ende der Naht gut verriegeln.
Schritt 4: Nachdem du den Taschenbeutel festgenäht hast, schlägst du ihn um und bügelst Beutel und Schnittteil auseinander. Diesen Vorgang wiederholst du jetzt genau so am Rückenteil.
Jetzt legst du die beiden Taschenbeutel rechts auf rechts und heftest sie mit Stoffclips oder Stecknadeln fest. Wenn du alles gut festgesteckt hast, kannst du die Rundung mit einer Nahzugabe von 1cm schließen.
Schritt 5: Du startest und endest dabei an den beiden Enden der ersten Naht. Anschließend kannst du die Seitennaht deines Kleidungsstücks schließen. Dafür legst du Vorder- und Rückenteil rechts auf rechts. Achte darauf, dass die Ansatznaht der Taschenbeutel genau aufeinanderliegt. Zur Hilfe kannst du auch hier wieder alles gut mit Stoffklammern festklammern.
Das Schließen der Seitennaht passiert hier in zwei Schritten. Einmal oberhalb der Tasche bis zum Tascheneingriff und einmal vom Tascheneingriff bis zum Saum. Nicht vergessen, den Anfang und das Ende der Naht gut zu verriegeln. Die Nähte sollten genau an der Ansatznaht beginnen bzw. enden. Zum Schluss bügelst du noch die Seitennähte auseinander und schon ist deine Nahttasche fertig.
Dadurch, dass du die Taschen nur mit einer Breite von 8 mm angenäht hast, wird der Taschenbeutel von rechts nicht durchblitzen und der Eingriff sieht schön sauber aus. Wenn du möchtest, kannst du den Tascheneingriff am Anfang und Ende noch mit einem Riegel (enger Zick-Zackstich) verstärken.
Mehr Nähgrundlagen, Tipps und Tricks mit denen du ganz leicht nähen lernen kannst findest du in meiner Nähschule
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