Wie ich meine Panikattacken los geworden bin

Wie ich meine Panikattacken los geworden bin

Ja genau du hast richtig gelesen. Panikattacken. Herzrasen, Atemnot, Panik das Haus zu verlassen, Angst vor der Angst. Ich hatte Panikattacken. Ungefähr 1,5 Jahre lang. Quasi aus dem Nichts hat mich diese Krankheit überrollt und fest im Griff gehabt.

Ich habe bisher noch nie öffentlich über diese wirklich dunkle Phase in meinem Leben gesprochen. Doch letztens, bei einem Gespräch mit einer Freundin, die mir ganz vorsichtig versuchte zu offenbaren, dass sie seit vielen Jahren immer wieder unter Panikattacken leidet und sie deswegen unsere Verabredung absagen muss, sind mir genau zwei Dinge bewusste geworden:

  1. So so viele, vor allem Frauen, leiden unter einer Angststörung.
  2. Wir müssen viel mehr und vor allem öffentlich darüber sprechen!

Denn das Annehmen und Akzeptieren dieser Erkrankung ist der erste Schritt in Richtung Heilung. Einen gebrochenen Arm versuchen wir ja auch nicht unter dem Pullover zu verstecken aber eine Erkrankung unserer Psyche und Seele schon. Dabei sind es ja genau diese Erkrankungen, die eigentlich am lautesten nach Heilung rufen und signalisieren, dass etwas total aus den Fugen geraten ist.

Wie meine Angststörung begann

Angefangen hat alles mit einer ziemlich stressigen Zeit in meinem damaligen Job. Es standen mögliche Veränderungen an und für mich damit alles auf der Kippe. Es war nicht klar ob ich in wenigen Wochen noch einen Job habe oder eben nicht. Damals war ich noch ein sehr kopflastiger Mensch. Ich habe mir alle möglichen Szenarien ausgemalt und war nicht ansatzweise so im Vertrauen, wie ich es heute bin. Es kam dann so wie es kommen musste und mein Job war weg. Über mehrere Monate hatte ich mich von einer Notlösung zur nächsten gehangelt, anstatt mir selbst den Raum zu geben, um herauszufinden was ich eigentlich wirklich will.

Zeitgleich habe ich beschlossen die Pille abzusetzen, da ich nach 13 Jahren ( ja du hast richtig gelesen) endlich auf meinen Körper hören wollte, der mir schon länger signalisiert hatte, sowohl die eine als auch die andere Sorte einfach nicht zu vertragen. Im Nachhinein frage ich mich wirklich, wie ich mir das über so viele Jahre zumuten konnte. Und auch im Zusammenhang mit Angsterkrankungen wird die Pille immer wieder genannt. Wenn du also unter einer Panikstörung leidest und die Pille nimmst solltest du diesen Zusammenhang unbedingt hinterfragen.

Es war Anfang Februar und ich hatte gerade wieder einen neuen Job angefangen. Mein Hals kratze, Husten plagte mich und ich fühlte mich wie überrollt. Eine fiese Erkältung war im Anmarsch. Ich hab mich also auf dem Weg zum Arzt gemacht und mir einen Krankenschein besorgt. Als es nach einigen Tagen nicht besser wurde musste ich wieder zum Arzt und dieser diagnostizierte eine Mandelentzündung, welche eigentlich gar keine war, wie sich später herausstellte und verordnete mit ein Antibiotikum. Weil die erste Packung nicht anschlug gab es gleich noch eine zweite hinterher.

Plötzlich hat es mich überrollt

Mein Körper geriet durch die Hormonumstellung und die Medikamente nun völlig aus dem Gleichgewicht. Aus einem leichten Hustenanfall wurde plötzlich Atemnot, aus Magenschmerzen, durch das Antibiotikum, wurde in meinem Kopf ein Herzinfarkt. Ich habe mich in jedes noch so kleine Zwicken in meinem Körper hinein gesteigert und dachte wirklich über einen langen Zeitraum ich müsse sterben und bin schwer krank.

Ich konnte weder Einschlafen, noch durchschlafen. Nachts bin ich mit Herzrasen aufgewacht. Selbst mein gesamtes Verdauungssystem war in Mitleidenschaft gezogen. Egal wie viel ich gegessen habe, es hat sich sofort wieder verabschiedet. Ich habe fast ein Dreivierteljahr unter Durchfall gelitten und 10 Kilo abgenommen.

Ich hatte fruchtbare Angst, wenn ich allein war und wollte am liebst nicht mehr das Haus verlassen. Allein der Gedanke an einen Urlaub, an ein Flugzeug und das Verlassen meiner sicheren Wohnung waren schrecklich. Natürlich habe ich immer versucht trotzdem so normal, wie eben irgendwie möglich, weiter zu leben und habe ständig Dinge getan, die mir Angst machten.

Die Krankheit akzeptieren und sich dagegen wehren

So schwer wie das manchmal war, ich glaube wirklich, es hat dazu geführt, dass ich mich selbst heilen konnte. Versteh mich bitte richtig, es geht nicht darum die Tatsachen zu verdrängen aber sich in seinen vier Wänden einzuigeln ist total kontraproduktiv und führt eher dazu, sich noch mehr seiner Krankheit hinzugeben und sich von der Angst bestimmen zu lassen. So war zumindest meine Erfahrung.

Die Angst vor der Angst

Die größte Angst war aber tatsächlich die Angst vor der Angst. Ich erinnere mich noch genau an eine Autofahrt. Wir waren auf dem Weg zum schwedischen Möbelhaus und plötzlich, mitten auf der Autobahn, kündigte sich die wieder eine Panikattacke an. Alles schnürt sich zusammen, ich musste das Fenster öffnen um überhaupt noch genug Luft zu bekommen. Was wenn ich jetzt hier ohnmächtig werde? Wo ist die nächste Abfahrt? Wieso ist man auf so einer Autobahn überhaupt so gefangen und kann nicht einfach ins nächste Krankenhaus fahren. Ich habe tatsächlich manchmal, wenn wir irgendwo hin gefahren sind, vorher geschaut wie weit das nächste Krankenhaus entfernt ist. Nur für den Fall, dass ich kurzfristig sterben würde oder medizinische Hilfe benötige. Ziemlich verrückt aus heutiger Sicht, damals aber meine Realität.

So konnte es nicht weiter gehen

Irgendwann kam der Punkt an dem ich beschlossen habe, dass es so einfach nicht weiter gehen konnte und die Erkenntnis, dass ich die einzige bin, die etwas ändern kann, war da. Da mein Körper bereits so durcheinander war und ich noch nie ein großer Fan von Medikamenten war, kam es für mich nicht in Frage meine Panikattacken mit Chemie zu bekämpfen.

Alles beginnt im Kopf – dort kannst du es auch beenden

Ich habe Baldriantee getrunken. Nicht nur 1-2 Tassen sondern 1-2 Liter pro Tag. Dazu habe ich Johanniskraut in Kapseln eingenommen. Bachblüten Notfalltropfen waren immer in meiner Tasche. Was aber viel wichtiger war als Tees, Kräuter und Entspannungsübungen, war die Arbeit im Kopf. Ich habe zeitgleich durch einen Zufall, denn meine damalige Nachbarin war Yogalehrerin, mit Yoga begonnen. Ich hatte vorher noch nie etwas damit zu tun gehabt und konnte die Übungen gut für mich nutzen.

Lerne die Krankheit zu verstehen

Gleichzeitig habe ich mich mit meiner Krankheit auseinander gesetzt und gelernt was Panikattacken sind, wie sie entstehen und was sie im Körper auslösen. Das hat mir geholfen zu verstehen, dass ich nicht daran sterben werde, sondern es sich nur um eine vorübergehende Reaktion meines Körpers handelt. Auch das Wissen, dass so einen Attacke maximal eine halbe Stunde anhalten kann, weil der Körper gar nicht länger Kraft für dieses Notprogramm hat, war für mich sehr hilfreich. Ich habe gelernt eine anrollende Attacke willkommen zu heißen und nicht aus Furcht zu erstarren.

Irgendwann habe ich es so geschafft, eine sich ankündigende Attacke bereits vor dem Ausbruch zu erkennen und sie liebevoll wieder weg zu schicken. Nach und nach wurden die Anfälle immer seltener und irgendwann habe ich sogar vergessen meinen Notfalltropfen einzupacken, wenn ich das Haus verlassen habe.

Auch physische Ursachen müssen erkannt und beseitigt werden

Richtig geheilt habe ich mich aber erst nachdem sich meine Hormone auch wieder eingependelt hatten. Einzig das Herzstolpern ist mir noch lange als Erinnerung an diese Zeit erhalten geblieben. Schlussendlich hat mir geholfen meinen Mineralstatus im Körper überprüfen zu lassen um auch das endlich in den Griff zu bekommen.

Bewußt annehmen und dagegen kämpfen

Die wichtigste Erkenntnis, welche ich aus dieser Zeit gezogen habe ist, dass wir einen Einfluss auf unsere Ängste haben und uns bewusst dagegen entscheiden können. Natürlich geht das nicht von heute auf morgen aber ich kann mich entscheiden, ob ich mich dieser Sache hingebe und in Hilflosigkeit verfalle oder ob ich bewusst etwas dagegen tue.

 

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